Am 14. September 2019 verstarb Frau Dr. Else Ackermann im Alter von 85 Jahren.
Gemeinsam trauern wir um eine beeindruckende Frau der Wissenschaft, der Politik und als Mensch.
www.else-ackermann.de
Die habilitierte Pharmakologin arbeitete an der Berliner Charité und der Medizinischen Akademie in Dresden bevor sie ab 1975 am Zentral-Institut für Krebsforschung der Akademie der Wissenschaften der DDR in Berlin-Buch als Oberassistentin tätig wurde.
Zehn Jahre später trat sie in die CDU der DDR ein und wurde bereits im folgenden Jahr Vorsitzende der CDU-Ortsgruppe Neuenhagen. Die rationale Wissenschaftlerin die kein Blatt vor den Mund nahm störte sich bald an der Angepasstheit und Starrheit der Parteistrukturen. Auch deshalb schrieb sie im Juni 1988 einen quasi „Offenen Brief“ an den Hauptvorstand der CDU, den sogenannten „Brief aus Neuenhagen“. Schon hier mischte sich erstmals ihr konservativer Politikansatz mit einem energischen Temperament. Das Ministerium für Staatssicherheit ermittelte gegen sie und ihre wissenschaftliche Karriere war beendet.
Trotzdem wurde sie im Mai 1989 in den Rat der Gemeinde Neuenhagen gewählt und ein gutes halbes Jahr später Mitglied des örtlichen Runden Tisches. Hauptamtlich Politik zu machen gefiel ihr zunehmend, so dass sie sich am 18. März 1990 in die einzige frei gewählte Volkskammer der DDR wählen ließ. Zwar gehörte sie dem ersten gesamtdeutsch gewählten Bundestag nicht unmittelbar an, rückte aber nach dem Ausscheiden Lothar de Maizières im Oktober 1991 für diesen bis 1994 nach. Vor 25 Jahren schied sie aus diesem Parlament aus.
Im heimatlichen kommunalen Parlament und CDU-Ortsverband eckte sie mit ihrer eigenwilligen Art derart an, dass ein Partei-Ausschlussverfahren zwar abgewiesen wurde, sie aber auch nie ganz mit ihrer Eigenwilligkeit in der Partei heimisch wurde. Konservativ war sie immer. Im besten Sinne. Geradlinig, diszipliniert, offen heraus. Nachvollziehbar ist ihre oft antimoderne Weltsicht noch auf ihrer Website, wo sie politische Statements mit aus dem Französischen selbst übersetzten Texten publizierte. Wer sie kennenlernte war schnell von ihrer seltsam burschikos-eleganten Art eingenommen oder irritiert. Gerade diese zugewandte Sperrigkeit veranlasste die CDU Brandenburgs ihr 2014 den „Wilhelm Wolf Ehrenamtspreis“ zu verleihen.
Wer „suppt“ lebt länger sagte sie dem Autor dieses Nachrufs vor einigen Jahren während eines gemeinsamen Essens. Ihr langes Leben, das mit der Nachtübernahme der Nationalsozialisten in Berlin begann und in einer anderen schwierigen Phase des deutschen Konservatismus sein Ende fand, war aber nicht nur preußischen Sekundärtugenden sondern auch der Lebenslust, beispielsweise ausgedehnten Reisen gewidmet. Diese Mischung aus disziplinierter Tugendhaftigkeit und Lebensfreude wird nun vielen als lebendiges Vorbild fehlen.
Ihr Internetauftritt
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